Nicole Bromann

„Es ist im Leben sehr selten, dass uns jemand zuhört und wirklich versteht, ohne gleich zu urteilen.”
Carl Rogers

Polyamorie

Monogamie war nie die einzige Beziehungsform, in der Menschen gelebt haben, doch galt sie bis vor kurzem in unserer Gesellschaft fast unangefochten als Norm. Aber nicht für alle Menschen ist in allen Lebensphasen dasselbe Beziehungsmodell optimal. Erst allmählich verbreitet sich die Erkenntnis, dass es Alternativen zur Monogamie gibt, die ebenso praktikabel, verbindlich und dauerhaft sein können und denen derselbe Respekt gebührt. Unter Bezeichnungen wie Polyamorie, offene Beziehung oder Beziehungsanarchie werden verschiedene alternative Modelle entwickelt, die jedoch nach wie vor mit Vorurteilen konfrontiert sind und zudem ganz eigene Herausforderungen bergen, denen man oft nur gerecht werden kann, wenn man sich von etablierten Konzepten freimacht.

Der Umgang mit Eifersucht ist meist das erste Thema, das als spezifische Herausforderung nichtmonogamer Beziehungsformen erkannt und diskutiert wird. Hinzu kommen der erhöhte Bedarf an Kommunikation, das Zeitmanagement und Fragen der Abgrenzung zwischen verschiedenen Partner*innen. Doch oft wird den Beteiligten erst in einer längeren Auseinandersetzung mit den Erfordernissen und Dynamiken nichtmonogamer Beziehungen klar, in welchem Ausmaß sie Monogamie verlernen und das Führen von Beziehungen und den Umgang mit Sexualität neu erlernen müssen, um den Herausforderungen der Liebe außerhalb des etablierten Rahmens der seriellen Monogamie gewachsen zu sein.

Monogamie, so vielfältig sie auch sein mag, bietet als kulturell und medial fest etabliertes Modell ein Gerüst, an dem wir uns auch in der Liebe – bewusst und unbewusst – orientieren. Diesem Modell entsprechen fast alle Vorbilder, die wir kennen, es bestimmt die Umgangsformen, die wir in unserer Sozialisation erlernt haben, ebenso wie die üblichen Lehrsätze der Beziehungsberatungratung, Aufklärung und Therapie. Wer alternative Beziehungsformen praktiziert, kann auf kein vergleichbares Gerüst und Vorwissen zurückgreifen. Doch eigene Lösungen, eigene Umgangsformen und Regeln, sogar eigene Begriffe zu finden oder zu entwickeln, ist eine große Herausforderung. Paartherapie für nichtmonogame Beziehungen kann Ihnen dabei helfen, individuelle Antworten auf Fragen wie die folgenden zu finden und zu vereinbaren:

  • Wie lässt sich eine monogame Beziehung öffnen?
  • Wie entscheidet man, welches die beste Form für eine Beziehung ist? Inwieweit ist es dabei sinnvoll, verschiedene Arten von Beziehungen – wie Primär- und Sekundärbeziehung, Freundschaft, „Freundschaft plus“, Affäre… – zu unterscheiden?
  • Wie schließt man Kompromisse, wenn die Bedürfnisse und Grenzen von mehr als zwei Personen zu berücksichtigen sind? Wie kann man damit umgehen, wenn Liebespartner konfligierende Wünsche hinsichtlich der Beziehungsform haben?
  • Welche Hierarchien bilden sich – ob gewollt oder nicht – zwischen verschiedenen Partner*innen, und wie lässt sich sicherstellen, dass dabei niemand übervorteilt wird? Wie wahrt man ein Gleichgewicht in einer nichtmonogamen Beziehung angesichts der nie ganz symmetrischen Bedürfnisse, Möglichkeiten und sonstigen Beziehungen der Partner*innen?
  • Wie viel soll man mit eine*r Partner*in über andere Beziehungen und Liebschaften reden? Wie wahrt man die Intimsphäre eine*r Partner*in gegen über eine*r anderen, und wie wahrt man gleichzeitig genug Raum für sich selbst als Einzelperson?
  • Wie geht man in einer nichtexklusiven Partnerschaft mit Verunsicherungen, Ängsten und Selbstwertproblemen um?
  • Wie regelt man die längerfristige Lebensplanung, einschließlich Fragen des Zusammenwohnens und Kinderkriegens?
  • Wie begegnet man Vorurteilen im familiären, privaten und beruflichen Umfeld?
  • Welche Herausforderungen ergeben sich aus geschlechtsspezifischen Sozialisationen und Erfahrungen sowie angenommenen oder tatsächlichen Unterschieden zwischen männlicher und weiblicher Sexualität?
  • Wie geht man mit disruptiven emotionalen Mustern und widersprüchlichen Gefühlen um, die man nicht einfach abstellen oder überwinden kann, auch wenn man sie vielleicht ablehnen möchte, weil sie etwa von einer monogam geprägten Sozialisation herrühren?

Wer Beratung für eine nichtmonogame Beziehung sucht, wünscht sich eine Therapeut*in, die sich mit den Eigenheiten nichtmonogamer Beziehungsmodelle auseinandergesetzt hat und Monogamie nicht als einzige „gesunde“ oder „reife“ Beziehungsform ansieht. Als Paartherapeutin gehe ich von der Überzeugung aus, dass es nicht ein optimales Beziehungsmodell für alle gibt, sondern dass das beste Beziehungsmodell eines ist, das die beteiligten Personen selbst einvernehmlich wählen und gestalten unter Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnisse, Wünsche und Möglichkeiten und ihrer konkreten Situation. Gerne unterstütze ich Sie dabei, den Herausforderungen auf dem Weg dahin zu begegnen und mit auftauchenden Problemen und Konflikten umzugehen.